Nach der Zäsur des ersten Weltkriegs wurde vieles in Frage gestellt. Die junge Demokratie stellte alte Wertmaßstäbe auf den Prüfstand und das neue politische und gesellschaftliche Umfeld ermöglichte viele Freiheiten, schuf Räume, um Dinge auszuprobieren und zu entwickeln. 

Auf die gutbürgerlichen Zehlendorfer Traditionalisten, von denen sich viele nur mit blutendem Herzen von Kaiser und Monarchie verabschiedet hatten, muss die Generation an Architekten, die auf die Bedürfnisse der neu geschaffenen 4,5-Millionen-Metropole Groß-Berlin mit einer völlig neuen Art des Bauens reagierten, allzu sehr an ihrer gewohnten Ordnung gerüttelt haben.

Der Streit zwischen Tradition und Moderne gipfelte sogar im "Zehlendorfer Dächerkrieg", der mitunter mit verzweifelten Mitteln geführt wurde. So mußte der zuständige Stadtbaurat kurzzeitig fürchten, dass ihn die Zehlendorfer Bourgeoisie für seine Baugenehmigung hinter Schloss und Riegel bringen würde.

Dieser Stadtrundgang ist eine Architekturführung durch die fröhlich-bunte Onkel-Tom-Siedlung mit ihren klaren Linien, ihrem alten Baumbestand, den Gärten hinter dem Haus und ihrer dezentralen Versorgungsstruktur, die es inzwischen auf die Tentativliste für das Weltkulturerbe der UNESCO geschafft hat. Sie ist ein Ort, der auch nach über hundert Jahren immer noch ein deutliches Gegengewicht zum umliegenden Villenviertel bildet, und  dessen Bewohner sich glücklich schätzen, hier zu leben.

Dauer: ca. 2 Stunden

Tipp: Wer ein Handtuch dabei hat, kann anschließend in einem der saubersten Badeseen Berlins eine Runde schwimmen gehen.